Kaltblut

Wie immer stolpert der Lokalreporter und Schwerenöter Alfred durch seinen Fall und durchs Leben. Eigentlich hat er genug von Kriminalfällen, von nächtlichen Sauftouren, von Weibergeschichten und vom unsteten Leben als Junggeselle. Seit seine unerwiderte Liebe, die einstige Kollegin Anna, eine kleine Tochter bekommen hat, deren Vater sich aber Richtung Südamerika aus dem Staub gemacht hat, fühlt Alfred sich verantwortlich. Er übernimmt fürsorglich Vaterpflichten und verspricht Anna, ab sofort einen seriösen Lebenswandel zu führen.

Das muss schiefgehen. Wieder einmal wird Alfred in Ereignisse verwickelt, die ihn zwingen, all seine guten Vorsätze über Bord zu werfen. Alles beginnt bei einer touristischen Geisterwanderung in St. Märgen und mit einer Toten, die höchst unwillkommene Geister der Vergangenheit heraufbeschwört. Denn sie hat nicht nur Schwarzwälder Kaltblut-Pferde gezüchtet, sondern sich auch mit dubiosen Alt-Nazis eingelassen und zudem hat sie den Tierarzt, ihren Nachbarn und ein junges Mitglied der Betzit-Glunki-Zunft verführt. St. Märgen gerät in Aufregung, zumal das große Rossfest bevorsteht, der Höhepunkt für alle Schwarzwälder Pferdezüchter.

Auch diesmal sind Örtlichkeiten, Personen und Hintergründe nur zum Teil Erfindung. Etliche Protagonisten gibt es wirklich. Wenn St. Märgen nicht erfunden ist, wieso sollte man dann einen erfundenen Bürgermeister dort ins Rathaus setzen? Also taucht auch Manfred Kreuz in diesem Krimi auf, auch wenn er in diesem Buch vielleicht stärker raucht als normalerweise im echten Alltag.

Wie immer lässt Roland Weis seine von menschlichen Schwächen nicht gefeite Hauptfigur Alfred atemlos und kopflos durch die Ereignisse taumeln und erzählt mit schnoddrigem Augenzwinkern und fundiertem Ortswissen erneut eine haarsträubende Kriminalsatire. Sie findet ihren rasanten Höhepunkt beim St. Märgener Rossfest, wo sich der Fall bei einem Wagenrennen á la Ben Hur im großen Show-Down schließlich aufklärt.

Kaltblut, erschienen 2024, 272 Seiten, 14,90 Euro.